Kirche St. Johannis Harvestehude, Hamburg – Verdichtung und Verbildlichung

Verdichtung und Verbildlichung

Premiere: Die Matthäuspassion von Heinrich Schütz in einer halbszenischen Inszenierung
Kantor und Organist

Christopher Bender

Samstag, 1. April 19 Uhr

Als Heinrich Schütz 1666 seine Matthäuspassion schrieb, war er bereits 80 Jahre alt und konnte auf ein ebenso erfolgreiches wie umfangreiches kompositorisches Schaffen zurückblicken. Bereits zu Lebzeiten galt er als „Vater unserer modernen Musik“ und wurde als „allerbester teutscher Componist“ verehrt. Er gilt zudem als Wegbereiter der deutschen Barockmusik und komponierte mindestens 500 Vokalwerke, auch mit größerer instrumentaler Begleitung und teils mit mehreren Chören.

Für seine Passionsvertonungen reduzierte er allerdings die Besetzung auf einen einfachen vierstimmigen Chor und Solostimmen. Dass er sogar auf einfachste instrumentale Begleitung verzichtete, war zum einen dem Umstand geschuldet, dass in Dresden, wo er zu der Zeit wirkte, in der Passionszeit keine Instrumentalmusik in Kirchen erklingen durfte, zum anderen kann es aber auch als Ausdruck eines Wunsches nach Verdichtung interpretiert werden, der oft Komponisten in ihrer späten Schaffensphase umgibt.

Und so kann auch diese Matthäuspassion als eine Art Quintessenz seines Schaffens verstanden werden. Bewusst verzichtet Schütz auf die großen dramatischen Momente, die Textausdeutung geschieht im Detail und oft im Verborgenen, wenn beispielsweise Kreuzmotive die Melodien durchziehen. Abgesehen vom tief ergreifenden Schlusschor sind alle Teile des Werkes frei von größeren musikalischen Figuren und orientieren sich unmittelbar und ausschließlich am Passionstext des Evangelisten. Wer große musikalische Affekte erwartet, wird enttäuscht werden. Wer sich darauf einlässt, wird tief hineingezogen werden ins Passionsgeschehen. Ähnlich wie heute die Werke Arvo Pärts ist es gerade die Schlichtheit, die dieses Werk so eindrücklich im Erlebnis macht.

Die Mitglieder des Vokalwerk Hamburg singen nicht nur alle Chöre, sondern auch die solistischen Parts. Lediglich die Parts des Evangelisten und Jesus werden von den Solisten Johannes Gaubitz und Felix Rumpf übernommen.

Das Besondere an dieser Aufführung wird allerdings sein, dass diese nicht statisch werden wird. Die Choreographin Swanhild Kruckelmann hat mit dem Ensemble eine neue Inszenierung erarbeitet, die mit Bewegungen und Gesten das Gesungene deuten oder sichtbar machen. Der Kirchenraum wird zum Schauplatz, die Sängerinnen und Sänger werden zu handelnden Personen. Somit wird diese Aufführung des über 350 Jahre alten Stückes zu einer Premiere, zu der wir Sie herzlich einladen.

Karten erhalten Sie im Vorverkauf bei der Konzertkasse Gerdes (Tel. 453326) oder direkt HIER
und an der Abendkasse.