Hochaltar
Der vergoldete Hochaltar entstand im Jahre 1882. Der Bildhauer Fritz Neuber (1837–1889) schuf auch Bildwerke in den Hamburger Hauptkirchen St. Nikolai und St. Petri.
Bei dem Hochaltar handelt es sich um ein aus Eichenholz gearbeitetes, vollständig vergoldetes Schnitzwerk mit einem Altartisch aus Sandstein. Er ist in drei Geschosse unterteilt. Das Untergeschoss zeigt das Heilige Abendmahl, das detailgenau nach dem bekannten Wandgemälde von Leonardo da Vinci (Refectorium Santa Maria delle Grazie, Mailand 1495–1497) entstanden ist. Im Mittelgeschoss darüber ist die Kreuzigungsszene und im krönenden Giebel die Auferstehung Christi dargestellt.
Taufstein
Der Bildhauer Engelbert Peiffer hat den Taufstein 1892 aus schwedischem Marmor gearbeitet. Er ersetzte einen ersten, schlichten Taufstein aus Sandstein. Umlaufend ist zu lesen: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht.“ (Markus 10,14)
Der Taufstein stand ursprünglich im Altarraum genau in der Mittelachse – der Täufling sollte von der ganzen Gemeinde aufgenommen werden. Heute wird eher im kleinen Kreis getauft. Und weil der Taufstein bei Konzerten störte, wurde er umgesetzt. Seit 1998 steht er in der Vierung vorne links, der Kanzel gegenüber.
Stifter und Stiftertext (Schriftring auf der Basis): Dem Andenken des Kirchenvorstehers Ludwig Böhl gewidmet, von seiner Gattin, 1892
Kirchenfenster
Die Fenster fertigte um 1882 die Tiroler Glasmalerei Anstalt in Innsbruck. Die Entwürfe stammen aus dem Kreis des Nazareners Julius Schnorr von Carolsfeld. Sie stehen im Einklang mit den romantischen und pietistischen Idealen jener Zeit. Die klar konturierte Form erschien wichtiger als die Farbe, das Zeichnerische hatte Vorrang vor dem Malerischen.
Die beiden großen Fenster im Zentralraum stellen die Weihnachtsgeschichte und die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten dar. Es fällt auf, dass Maria, Josef und die Apostel Heiligenscheine tragen. Dies ist für eine protestantische Kirche unüblich und wahrscheinlich durch den katholischen Ort der Herstellung zu erklären.
Im Chor werden Stationen aus Leben und Wirken Christi dargestellt. Von links: die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer; Christus im Garten Gethsemane; der Weltenherrscher Christus; die Auferweckung des Lazarus; Jesu Gespräch mit der Samariterin am Brunnen.
Im hinteren Kirchenschiff stehen sich jeweils zwei Motive aus dem Alten und dem Neuen Testament gegenüber: im hinteren Fensterpaar das „verlorene Paradies“ und das „zukünftige Paradies“; in der Mitte „Abrahams Opfer“ und die „Taufe des Römers Kornelius“ als zwei Glaubensthemen; im vorderen Fensterpaar „Mose und Aaron“ und die „Bekehrung des Paulus“ als Gegenüberstellung von Gottes Gesetz und Jesu Gebot.
Medaillons
Die Pfeiler des Zentralraums sind mit sieben Medaillons geschmückt, den Platz des achten verdeckt die Kanzel. Ihre Reliefs zeigen biblische Szenen. Sie wurden von den Bildhauern Neuber und Denoth geschaffen.
Die beiden lebendigsten Szenen sind jene von Aloys Denoth; sie stehen sich am Übergang vom Kirchenschiff zum Zentralraum gegenüber.
Das linke Medaillon zeigt die Rückkehr des jungen Tobias nach langer Reise in sein Vaterhaus. Er wird vom Engel Raphael und von seinem Hündchen begleitet und springt fröhlich die Treppen herauf. Sein Vater, gestützt von der Mutter, klagt sein Leid, er ist blind geworden; Raphael tröstet ihn: „Habe Geduld, Gott wird dir bald helfen.“
Gegenüber wird die Wiedererweckung der Tabea durch Petrus dargestellt. Sie hatte vor ihrem Tod Kleider für die Armen genäht; die Frauen rechts zeigen Petrus die Gewänder. Zwei Arme sitzen auf der Treppe. Petrus zitiert die Bergpredigt: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“
Gründungsgeschichte
Wie alles begann …
1246 gründeten Zisterzienserinnen das Kloster Herwardeshude, das 1295 in die Gegend des heutigen Stadtteils Harvestehude verlegt wurde. Später hat sich daraus das Kloster St. Johannis entwickelt, benannt nach Johannes dem Täufer.
Die ersten Bemühungen um die Erbauung einer Kirche vor dem Dammtor reichen bis 1850 zurück. Nach dem großen Hamburger Brand von 1842 waren immer mehr Menschen vor die Tore der Stadt, also auch vor das Dammtor, gezogen. Wohlhabende Hamburger Kaufmannsfamilien hatten seitdem ihre Sommerhäuser im Alstervorland zu festen Wohnsitzen ausgebaut.
So hatte sich das Gebiet zwischen Alster und Rothenbaumchaussee um die Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr bevölkert. Die Neubürger gründeten 1847 eine gemeinnützige Sparkasse und ein Jahr später einen Bürgerverein. „Um die Menschen zu beheimaten und der Verrohung der Jugend zu wehren“, träumte Emilie Bergeest davon, eine Kirche vor dem Dammtor zu gründen. Sie gründete einen Damenverein zum Zweck einer Schillingsammlung und spendete selber 10.000 Courant Mark, 40 Jahreslöhne eines Arbeiters. Unterstützung erhielt sie auch durch den Maler Otto Speckter und Pastor Heinrich Sengelmann, Gründer der Alsterdorfer Anstalten.
Bürgermeister wird Gemeindevorstand
Von 1859 bis 1879 versucht das „provisorische Comité für die Erbauung einer Kirche vor dem Dammthor“ vom Senat der Stadt Bauplatz und Baugenehmigung zu bekommen. 1879 beschloss der Kirchenrat die Gründung der Gemeinde Harvestehude und wählte einen Gemeindevorstand, zu dem auch Johann Georg Mönckeberg gehörte, ab 1890 mehrmals Bürgermeister der Hansestadt. Als erster Vorsitzender begleitete er den Kirchbau bis zu seiner Einweihung.
Die Grenzen des damaligen Kirchspiels: das westliche Alsterufer, die Straßen St. Benediktstraße, Jungfrauenthal, Eichenallee (heute Brahmsallee) bis zur Hallerstraße, Schlump, Bundesstraße bis hinunter zur Verbindungsbahn und als Fortsetzung nach Osten das Alsterglacis bis zur Einmündung der Straße Alsterufer.
Am 8. Januar 1880 wurde der neu gegründete Kirchenvorstand vom Kirchenrat genehmigt, am 14. Februar die Bauarbeiten ausgeschrieben. Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte an Christi Himmelfahrt am 6. Mai 1880. Im Erntedankgottesdienst am 1. Oktober 1882 wurde St. Johannis dann mit einem Festgottesdienst eingeweiht und Otto Weymann als erster Pastor der Gemeinde in sein Amt eingeführt. Der Architekt Wilhelm Hauers stellte den neogotischen Bau innerhalb von zweieinhalb Jahren fertig. Hamburger Familien stifteten die wunderschönen Glasfenster, Taufstein und Kanzel, Orgel und Glocken.